Microsoft Power Platform: Kann das jede:r?

Das Anliegen von Microsoft ist es, mit den Diensten und Services von Microsoft Power Platform Unternehmen mit dem Low-Code-Ansatz zu befähigen, die digitale Transformation schneller zu gestalten. Die Grundidee, dass Fachbereiche und Mitarbeitende als sogenannte Citizen Developer Prozesse aktiv selbst digitalisieren, steht dabei heute im Mittelpunkt. Hier möchte ich meine Erfahrungen als IT-Consultant teilen und Einblicke in die Realität unserer Projekte in Unternehmen geben. In diesem Teil geht es darum, welche Fähigkeiten die Citizen Developer mitbringen müssen, um erfolgreich digitale Prozesse umzusetzen.


Die Idee des Citizen Developers trifft auf den Unternehmensalltag.

Welches Ziel verfolgt Microsoft mit der Microsoft Power Platform?

Die Microsoft Power Platform bietet eine eigene, stetig wachsende Landschaft von Diensten und Services. Die bekanntesten sind Microsoft Power Apps, Microsoft Power Automate und Microsoft PowerBI. Sie können dediziert betrieben und genutzt werden, aber auch durch integrierte Schnittstellen Synergien bilden und im Verbund zur Digitalisierungsstrategie beitragen. Viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, fragen sich nun zu Recht, ob die Microsoft Power Platform auch ihrem Unternehmen helfen kann, z.B. bestehende Prozesse zu automatisieren oder Legacy-Systeme durch moderne Low-Code-Anwendungen abzulösen.

Microsoft möchte genau hier ansetzen und mit einfachen Mitteln schnelle Mehrwerte schaffen. Dank dieser Low-Code-Plattform soll es auch sogenannten “Citizen Developern” (kurz CD) möglich sein, eigene statische oder manuelle Prozesse schnell und einfach digital zu automatisieren. Übergeordnetes Ziel der Power Platform ist es, das Delta zwischen fachlichen Anforderungen und technischer Umsetzung zu überbrücken. Microsoft verfolgt dabei den Ansatz, dass auch Mitarbeitende ohne umfassende technische Expertise in der Lage sind, individuelle Lösungen zu entwickeln. Diese massgeschneiderten Lösungen sollen dazu beitragen, Arbeitsabläufe zu verbessern, die Nutzung von datenbasierten Erkenntnissen zu erleichtern und die digitale Transformation ihrer Organisation voranzutreiben.

In diesem Blogbeitrag möchte ich genau dieser Annahme nachgehen und Ihnen zeigen, wie wir als IT-Consultants die Welt rund um die Microsoft Power Platform erleben und nutzen. Außerdem möchte ich darstellen, worauf Sie achten müssen, wenn Sie bereit sind, die Microsoft Power Platform in Ihrem Unternehmen einzuführen und Citizen Developer befähigen, genau diese individuellen Lösungen zu entwickeln.

Definition eines Citizen Developers - Welche Fähigkeiten sollte ein Citizen Developer mitbringen?

Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein - ich habe mir den Spaß erlaubt, ChatGPT zu fragen und das Ergebnis laut AI ist folgendes:

„Ein "Citizen Developer" bezieht sich auf eine Person, die keine professionelle Entwickler:innen-Ausbildung oder umfangreiche Programmierkenntnisse hat, aber dennoch in der Lage ist, Anwendungen, Automatisierungen oder andere technische Lösungen mithilfe von Low-Code- oder No-Code-Plattformen zu erstellen. Diese Plattformen ermöglichen es Menschen, Anwendungen zu entwickeln, ohne tief in die Details der Programmierung einsteigen zu müssen.“ (Quelle: ChatGPT 3.5 Prompt vom 22.08.23).

Mit dieser Leichtigkeit wird der Eindruck vermittelt, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist, in dem die klassische Softwareentwicklung und auch die Fähigkeiten (Skills) zur Entwicklung von Geschäftsanwendungen und Prozessautomatisierung nicht mehr ausschließlich benötigt werden. Was genau bedeutet „keine umfassenden Programmierkenntnisse“? Wie können wir uns einen Citizen Developer vorstellen, der seine eigene Anwendung „entwickelt“?

Wie ChatGPT richtig erkannt hat, ist die Microsoft Power Platform eine Low-Code / No-Code Plattform. Eine Plattform, auf der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interaktiv mit Hilfe von Informationsbausteinen und Steuerelementen ihre eigenen Lösungen mit den Diensten und Services der Plattform „bauen“ können. Betrachten wir aber zunächst die sogenannten „Citizen Developer“. Welche Voraussetzungen müssen diese mitbringen? Welchen Aufwand muss ich als Unternehmen betreiben, um einen CD zu entwickeln und zu befähigen?

Zunächst muss hier klar zwischen fachlicher und technischer Expertise unterschieden werden. Ein Citizen Developer sollte grundsätzlich wissen, welche technischen Komponenten notwendig sind, um die gewünschte Lösung zu entwickeln. In den meisten Fällen werden beispielsweise Listen oder Datenbanken als Grundlage für die Speicherung und Verarbeitung von Informationen in der Lösung benötigt, um den Anwendungsfall abzubilden. Das bedeutet, dass wir an dieser Stelle unsere Services (z.B. Power Apps und Power Automate) verlassen und uns als CD Gedanken machen müssen - woher kommen meine Daten? Das bedeutet, dass ein Grundverständnis für technische Datenbankmodelle in der Ausbildung berücksichtigt werden sollte. Des Weiteren muss ich mir Gedanken machen, wer in welcher Form Zugriff auf die Informationen oder auch die Lösung haben soll. Wir sprechen hier von einem geregelten Berechtigungsmanagement.

Wenn Ihr/e CD eine Anwendung implementieren möchte, sollten Sie auch sicherstellen, dass diese/r die Grundlagen des UX/UI Designs versteht und anwenden kann. Folgende Fragen können dabei berücksichtigt werden: Wie kann das unternehmensspezifische Corporate Design in die Applikation integriert werden? Wie wird/soll die Navigation der App aufgebaut sein? Wie soll der Footer aufgebaut sein? Welche Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit sind zu berücksichtigen? Dies ist nur ein Ausschnitt von Fragen, die man sich stellen sollte, wenn man eine Anwendung für (interne) Benutzer:innen zur Verfügung stellt.

 

Aus fachlicher Sicht gesprochen, sollte der/die CD auch ein Verständnis für Prozessmodellierung und Modelllogiken mitbringen. Bei der Betrachtung eines Geschäftsprozesses sollte der/die CD eine Vorstellung davon entwickeln, welche Schritte im Prozess notwendig sind, wer am Prozess beteiligt ist, welche Verknüpfungen und Abhängigkeiten im Prozess bestehen und wie der Prozess dargestellt werden kann. Dazu können verschiedene theoretische Methoden verwendet werden. Eine Checkliste kann dabei eine Unterstützung für den/die CD sein. Der/die CD sollte seinen/ihren Fachbereich vertreten können und die Anforderungen genau kennen. Je genauer diese spezifiziert werden können, desto präziser kann der Prototyp der Lösung gestaltet werden.

Im Teil 2 dieser Blogreihe lesen Sie weiter, wie Sie Power Platform etablieren können und welche Ressourcen nötig sind.

Skilles eine CD

 

Bild von Soner Kaya
Soner Kaya Soner Kaya ist seit 2021 als Modern Workplace & Collaboration Consultant bei HanseVision am Standort Hamburg aktiv. Er begleitet seine Kunden von der Anforderungsaufnahme in Workshops bis zur Umsetzung und dem Rollout. Er ist spezialisiert auf Microsoft-basierte Modern-Intranet-Lösungen mit SharePoint, interne Geschäftsanwendungen mithilfe der Power-Plattform und Implementierungen von Lösungen zur Prozessdigitalisierung. Darüber hinaus leitet Soner Kaya und begleitet die Unternehmen bei der Einführung der neuen digitalen Lösung. Alle Artikel des Autors

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