Spaß am Lernen Teil 1: Didaktische Grundkonzepte

War da was mit Lernen? Trainings sind integraler Bestandteil von Change und User Adoption. Nur so gelingen Digitalisierungs- und Changeprojekte aller Art. In dieser dreiteiligen Blogserie möchten wir auf die wesentlichen Fragen rund um Schulungen aus der Sicht von Change und User Adoption blicken.


Erfolgreiche Changeprojekte bieten verschiedene Arten und Möglichkeiten für Trainings der Beteiligten und definierten Zielgruppen. Da Schulungen so elementar wichtig für den Projekterfolg sind, haben wir wesentliche Aspekte rund um "Lernen und Change" in drei Teile zusammengefasst. Lassen Sie uns im ersten Teil mit grundsätzlichen, didaktischen Überlegungen beginnen. Wir werden uns im zweiten Teil mit organisatorischen Fragen auseinandersetzen und im letzten Teil einen detaillierten Blick auf Stakeholder im Schulungskontext werfen.

Was beobachten wir in unseren Change und Adoption-Projekten? In Analyseworkshops haben Sie die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppen und Stakeholder identifiziert und entsprechende Changemaßnahmen daraus abgeleitet. Doch spätestens bei der Schulungsplanung werden diese wichtigen Erkenntnisse nicht oder unzureichend berücksichtigt. So leidet die Passgenauigkeit der Trainingsmaßnahmen. Denn "One size fits all" funktioniert auch bei Schulungen oft nicht.  

Welches didaktische Grundkonzept Sie kennen sollten

Neue Prozesse, neue Systeme, vielleicht gibt es sogar noch Änderungen an der Aufbau- oder Ablauforganisation? Im Vorfeld haben Sie bereits vorbildlich Changemaßnahmen ergriffen und nun soll es in die Trainings- und Schulungsphase für Ihre Mitarbeitenden gehen. Nicht jede Schulung ist für alle sinnvoll – und nicht jedes Format ist für die Erreichung der gewünschten Lernziele nützlich. Hier stecken Sie auch schon mitten in der didaktischen Grundfrage: Was sind überhaupt Lernziele und wofür benötigen Sie diese? Und warum kann ein Lernvideo manchmal nützlich sein und manchmal nicht den gewünschten Effekt erreichen? Doch beginnen wir bei den Lernzielen. 

Vom Allgemeinen zum Besonderen: Richt-, Grob- und Feinlernziele am Beispiel einer Microsoft OneDrive Schulung

Eine typische Einteilung gliedert sich in Richtlernziele, Groblernziele und Feinlernziele: Vom Allgemeinen zum Besonderen werden die Ziele einer Schulung immer weiter heruntergebrochen. So können Sie zum Beispiel eine Schulungsmaßnahme für eine Ihrer Zielgruppen mit „Kenntnisse im Umgang mit OneDrive“ oder mit „Kompetenzen im Bereich der Zusammenarbeit“ beschreiben. Sie merken sicher bereits, dass diese Richtlernziele noch sehr allgemein sind. 

Die Groblernziele definieren bereits klar benennbare Fähigkeiten. So könnte für eine OneDrive-Schulung eine Fähigkeit lauten: „Teilnehmende können Dateien und Ordner datenschutzgerecht freigeben“ und für das Beispiel der Zusammenarbeit kann eine Fähigkeit „Kennt Möglichkeiten, Feedback zu geben“ sein. 

Um diese Groblernziele zu erreichen, kann ich Ihnen die Feinlernziele empfehlen: Hier definieren Sie die Struktur, nach welcher sich die einzelnen Einheiten oder auch kleinere Abschnitte einer ganzen Schulungsreihe richten. Nutzen Sie auch bei der Formulierung der Feinlernziele den Ansatz, die angestrebte Kompetenz oder Tätigkeit klar zu benennen: „Kann eine Datei innerhalb der eigenen Organisation freigeben“ oder „Ist in der Lage, Feedback nach dem 4W-Modell zu geben“. Vermeiden Sie stets bei der Formulierung von Lernzielen abschwächende Wörter wie „sollen“ und bleiben Sie bei der Formulierung auch sprachlich immer ganz nah am gewünschten Ziel. 

Behalten Sie den Überblick: Planen Sie Lernziele 

Neben vielen anderen Darstellungsmöglichkeiten können Sie Lernziele in einer Mindmap zusammentragen. Ganz oben finden Sie die Richtlernziele. Die Groblernziele in der Mitte leiten sich aus den Richtlernzielen ab – was bei der Planung der Schulungsmaßnahme Ihrerseits grundlegende Kenntnisse voraussetzt. Die Feinlernziele werden so definiert, dass sie auf die Erreichung des jeweiligen Groblernziels einzahlen. 

Lernziele_Microsoft365_BeispielOneDriveBild: Eigene Darstellung

Ein Richtlernziel am Beispiel eines Training für  OneDrive kann lauten: "Kenntnisse im Umgang mit OneDrive". Das Groblernziel Nummer eins im Bereich OneDrive heißt dann "Teilnehmende können Dateien und Ordner datenschutzgerecht freigeben".

Feinlernziele dazu können folgende sein:

  • Kann eine Datei innerhalb der eigenen Organisation freigeben
  • Kann die Folgen einer Freigabe einer Datei nach außerhalb der eigenen Organisation abschätzen
  • Kann eine Datei nach außerhalb der eigenen Organisation freigeben

Das Groblernziel Nummer 2 für ein OneDrive-Training heißt "Teilnehmende kennen Synchronisation zwischen PC und OneDrive im Windows Explorer". Feinlernziele für dieses Beispiel können folgende sein:

  • Kann die unterschiedlichen Synchronisationszustände unterscheiden und benennen
  • Kann Dateien nur online verfügbar machen 
  • Kann sich Dateien online (in der WebApp) anzeigen lassen 

Aus den Feinlernzielen ergibt sich dann auch, welche Erwartungshaltungen Ihre Teilnehmenden an die Schulungsmaßnahmen haben sollten, welche Hindernisse auf dem Weg zum Lernerfolg liegen können und welche Methoden sinnvoll eingesetzt werden können.

Denken Sie daran, das Format der Maßnahme erst nach Definition der Lernziele festzulegen 

Ob Präsenz-Veranstaltung oder Webinar mit aktivem Übungsteil oder ein E-Learning mit Multiple Choice-Fragen am Ende jeder Einheit – alle diese Formate haben Vor- und Nachteile. Grundsätzlich ist die Auswahl des geeigneten Formats von der Komplexität des Lernthemas und der Lernziele abhängig.  

So wird sich eine OneDrive-Schulung sicherlich leichter als E-Learning darstellen lassen als bspw. Schulungen, die zwischenmenschlichen Kontakt erfordern. Je komplexer ein Thema und je mehr Interaktion auch zwischen den Teilnehmenden sinnvoll oder gar notwendig ist, desto eher landen Sie bei Präsenz-Veranstaltungen. 

Aber Sie können Lerneinheiten auch bewusst offen und weniger tiefgreifend gestalten. So können Sie einen Impuls setzen, dass sich Mitarbeitende selbständig mit bestimmten Themen vertieft auseinandersetzen. Aber auch hier stecken immer Lernziele dahinter: Was sollen die Teilnehmenden zum Beispiel nach einer Diskussionsrunde können? Oder was soll in kleinen Arbeitsgruppen in sogenannten Breakout-Session konkret erlernt werden? Stellen Sie eingesetzte Methoden so zusammen, dass diese die Erreichung der Lernziele optimal unterstützen. 

Mein Rat deswegen an Sie: Gehen Sie in die Schulungsplanung nicht mit der vorgefassten Meinung hinein „Da machen wir einfach ein E-Learning.“, sondern sammeln Sie die Erkenntnisse aus dem vorgelagerten Veränderungsprozess und stellen Sie die Lernziele zusammen. So werden Sie mit dem Blick auf die Details das passende Format ableiten können. 

Change- und Adoption: Verbindung von Fachwissen und IT Kow-How

Teil 1 der Blogserie hat gezeigt, dass bereits für weniger komplexe Themen, wie die Einführung von OneDrive, viele Überlegungen seitens der Trainingsplanung enthalten sein müssen. Kommen Sie gerne auf unsere Change und User Adoption Expert:innen zu – wir beraten Sie bei der Zusammenstellung der Lernziele und der Schulungstypen. Die Erkenntnisse aus Ihren erfolgreichen Changemaßnahmen sollen sich in einem passgenauen Schulungskonzept wiederfinden. Lernen Sie unser Team kennen.

 

Bild von Ernst Schnabel
Ernst Schnabel Ernst Schnabel ist seit Januar 2022 bei HanseVision als Senior Change Manager tätig. Seine Tätigkeiten in der IT führten ihn von IT-Trainings zum Change Management. Er hat seinen Blick immer fest auf die Endanwendenden gerichtet und ist ein ausgewiesener Experte für interkulturelle Kommunikation. Im Bereich Change gilt seine besondere Leidenschaft den komplexen Veränderungsvorhaben wie die Neueinführung von ERP- und CRM-Systemen, aber auch von M365-Projekten mit Blick auf User Adoption und übergreifende Veränderungsmaßnahmen Alle Artikel des Autors

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